Ende 2022 war es so weit, die WM fand in Katar statt. Ob an der Turniervergabe etwas gedeichselt war? Schaut man sich die Karrieren der 22 Abstimmungsberechtigten mal genauer an, stellt man fest: nicht ganz ausgeschlossen.
Jack Warner (Trinidad und Tobago)
Wurde wegen Annahme von Schmiergeldern bei der Vergabe von TV-Rechten verurteilt. Soll beim Wiederverkauf von WM-Tickets für einen eigenen finanziellen Vorteil von mindestens einer Million US-Dollar gesorgt haben. Soll wenige Tage nach der WM-Vergabe an Katar 1,5 Millionen Euro erhalten haben. Wurde von der Fifa nach einer Untersuchung der Ethikkommission lebenslang gesperrt.
Chuck Blazer (USA)
Hat in seiner Amtszeit zusammen mit Jack Warner Millionen US-Dollar veruntreut. Gestand vor US-Ermittlungsbehörde die Annahme von Schmiergeldern. Hinterzog jahrelang seine gesamten Einkünfte. Wurde von der FIFA lebenslang gesperrt und starb 2017.
Nicolás Leoz (Paraguay)
Seine Stimme für Katar soll gekauft worden sein. Nahm Schmiergeldzahlungen des Sportmarketingsunternehmens International Sport and Leisure (ISL) entgegen. Steht auf einer Roten Liste von Interpol. Wurde von der Fifa lebenslang gesperrt. Starb 2019.
Ricardo Teixeira (Brasilien)
Seine Stimme für Katar soll gekauft worden sein. Nahm ebenfalls Schmiergeldzahlungen des ISL an, gemeinsam mit seinem Schwiegervater und ehemaligen FIFA-Präsidenten Joao Havelange, in Höhe von etwa 21,9 Millionen Schweizer Franken. Soll zudem einen Vertrag mit dem brasilianischen Verband ausgehandelt haben, um an den Gewinnen während der WM 2014 finanziell beteiligt zu werden.
Rafael Salguero (Guatemala)
Bekannte sich gegenüber den amerikanischen Justizbehörden der Korruption schuldig.
Franz Beckenbauer (Deutschland)
Gegen ihn wurde wegen des Verdachts auf Betrug, Geldwäsche und Veruntreuung ermittelt im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Stimmenkaufs für die WM 2006. Wurde aufgrund gesundheitlicher Umstände für nicht verhandlungsfähig erklärt. Die Verjährungsfrist ist mittlerweile abgelaufen. Ist seitdem gelegentlich zu Gast bei Spielen des FC Bayern.
Julio Grondona (Argentinien)
Starb 2014. Wurde ein Jahr später von der FIFA genannt bei Ermittlungen zu Bestechungsgeldern vor der WM-Vergabe 2010.
Angel Maria Villar (Spanien)
Wurde von der FIFA mit einer Geldstrafe aufgrund eines Ethikverstoßes im Zusammenhang mit den WM-Vergaben an Russland und Katar belegt. Trat nach Ermittlungen in Madrid wegen Korruption von allen Ämtern zurück.
Mohamed Bin Hammam (Katar)
Soll zusammen mit Jack Warner auf einem Treffen der Karibischen Fußball-Union versucht haben, Stimmen für die Wahl zum FIFA-Präsidenten zu kaufen. Wurde nach langen Verhandlungen für verschiedene Vergehen lebenslang von der FIFA gesperrt.
Worawi Makudi (Thailand)
Wurde mehrfach der Korruption und Annahme von Bestechungsgeldern beschuldigt, unter anderem sollen im Sommer 2000 nach der WM-Vergabe an Deutschland Gelder auf seinem Konto eingegangen sein. Es heißt: „WM-Bewerber wissen, was sie an Makudi haben.”
Sepp Blatter (Schweiz)
Ja, gut.
Chung Mong Joon (Südkorea)
Wurde für sechs Jahre von der FIFA gesperrt aufgrund von Vergehen im Rahmen der WM-Vergabe 2022.
Michel Platini (Frankreich)
Gemeinsam mit Sepp Blatter für vier Jahre gesperrt. Soll für Katar gestimmt haben, kurz darauf wurde sein Sohn Europa-Chef von Qatar Sport Investments. Soll Uhren und Gemälde als Geschenk angenommen haben. Wurde von der französischen Polizei für eine Nacht festgehalten aufgrund von Korruptionsermittlungen im Zusammenhang mit den WM-Vergaben 2018 und 2022. In diesem Sommer wurden sowohl er als auch Sepp Blatter von einem Schweizer Gericht freigesprochen.
Vitaly Mutko (Russland)
Lebenslange Sperre des IOC aufgrund seiner Rolle im russischen Dopingskandal.
Issa Hayatou (Kamerun)
Wurde für den Verkauf von TV-Rechten zu einer Geldstrafe von 25 Millionen Euro verurteilt.
Junji Ogura (Japan)
Bestritt eine Schmiergeldzahlung über 1,5 Millionen Dollar für die WM-Vergabe 2002 nach Japan. Wurde hierfür auch nie verurteilt.
Geoff Thompson (England)
War Chef der englischen Bewerbung für die WM 2018, deren Organisatoren im Garcia-Report ebenfalls versuchte Bestechung vorgeworfen wurde.
Michel D’Hooghe (Belgien)
Nahm ein Gemälde im Zuge der russischen WM-Bewerbung an. D’Hooghe meldete das Gemälde später als „giftiges Geschenk“ bei der FIFA an. Der Verband wertete dies nicht als Straftat. Einen Vorwurf der Vetternwirtschaft aufgrund der Verbindung zu dem Sohn eines Freundes aus Katar wurde von der FIFA ebenso als nicht ausreichend bewiesen an.
Senes Erzik (Türkei)
War zuletzt Vizepräsident der UEFA und Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, befindet sich mittlerweile im Ruhestand.
Marios Lefkaritis (Zypern)
Gab an, dass ein Grundstücksverkauf über 27 Millionen US-Dollar an katarische Investoren nicht im Zusammenhang mit seiner Abstimmung für die WM 2022 stand.
Jacques Anouma (Elfenbeinküste)
Bestritt die Behauptung, er habe irgendetwas für seine Abstimmung entgegengenommen.
Hany Abo Rida (Ägypten)
War laut Untersuchungen Teilnehmer einer Reise von Mohammed Bin Hammam, bei der durch Jack Warner Umschläge mit 40.000 US-Dollar an Delegierte überreicht wurden. Abo Rida sagte aus, er habe nichts gesehen und Schwierigkeiten gehabt, Warner zu verstehen, als er die Delegierten aufgefordert haben soll, sich die Umschläge zu nehmen.